Wie KI dich täuscht – und was das für deine Entscheidungen bedeutet

Juni 10, 2025 | Online Akademie aufbauen | 0 Kommentare

Written By Bernd Wiest

Der Kluge Hans und die Illusion von Intelligenz

Stell dir vor, ein Pferd steht vor einer Tafel und tippt mit dem Huf auf die richtige Zahl, wenn du es nach einer Rechenaufgabe fragst. Klingt absurd? Anfang des 20. Jahrhunderts war genau das eine Sensation: Der "Kluge Hans" beeindruckte sein Publikum mit vermeintlichen Denkleistungen – bis Wissenschaftler zeigten, dass er nichts verstand. Hans reagierte auf minimale Gesten seines Besitzers, nicht auf die Frage. Die Intelligenz war eine Illusion – erzeugt durch Interpretation.

1. KI täuscht dich – weil sie nur simuliert, nicht versteht

Vielleicht hast du schon erlebt, wie KI scheinbar „brillante“ Vorschläge macht. Aber was dabei oft vergessen wird: Diese Systeme berechnen nur Wahrscheinlichkeiten – sie denken nicht. ChatGPT & Co. erzeugen plausible Sprache, aber kein echtes Wissen. Es ist wie ein Echo deiner Frage – mit gutem Sound, aber ohne Inhalt.

Der Trick liegt im Sprachgefühl: Wenn etwas grammatikalisch korrekt und stilistisch passend klingt, interpretieren wir automatisch Sinn hinein. Doch genau hier liegt die Gefahr: Du glaubst, verstanden worden zu sein – dabei hat die KI nur statistisch passende Wörter aneinandergereiht.

2. Denk-KI vs. PR-KI: Was dir keiner erklärt

Was wäre, wenn ich dir sage, dass wir momentan nur mit "PR-KI" arbeiten – also Systemen, die Kompetenz vorspielen, aber keine haben? Echte „Denk-KI“ müsste Bedeutung erfassen, Ziele formulieren, selbständig Schlussfolgerungen ziehen. Genau das kann kein aktuelles System.

Die heutige KI im Business-Kontext ist ein mächtiger Textgenerator. Du gibst Input, sie liefert Output – aber keine reflektierte Entscheidung. Das wird gefährlich, wenn du sie wie einen Kollegen behandelst: Du gibst Verantwortung ab an ein System, das keine Verantwortung übernehmen kann.


📦 Praxisbox: Erkennst du PR-KI?

  • Wirkt der Output sehr überzeugend, aber bleibt vage?
  • Gibt es keine Begründung, warum ein Vorschlag gemacht wird?
  • Klingt es wie ein Marketingtext ohne Substanz?

👉 Dann hast du es wahrscheinlich mit PR-KI zu tun.

3. Was AGI eigentlich bedeutet – und warum der Begriff in die Irre führt

In vielen Artikeln liest du vom nächsten Sprung: AGI – Artificial General Intelligence. Klingt nach echter Intelligenz, oder? Aber Achtung: Der Begriff wird unterschiedlich verwendet. OpenAI meint damit eine KI, die wirtschaftlich so effektiv ist wie ein Mensch. Andere meinen ein System, das denkt, versteht, reflektiert.

Das Problem: Diese Definitionen vermischen Output mit Denken. Nur weil ein System etwas „so gut wie ein Mensch“ erledigt, denkt es noch lange nicht wie einer. Und genau diese Unklarheit führt zu falschen Erwartungen – auch in Unternehmen, die AGI-Features in Tools vermuten, wo es nur schlaue Texthülsen gibt.

4. Was du aus der KI-Täuschung lernen solltest

Vielleicht fragst du dich jetzt: Und was mache ich daraus? Ganz einfach – nutze KI als Werkzeug, nicht als Denkpartner. Du musst nicht alles selbst schreiben, aber du musst verstehen, wie der Text zustande kam. Hinterfrage das Ergebnis – besonders, wenn es um Entscheidungen geht, die Menschen betreffen.

Denn: Die Verantwortung liegt bei dir. Die KI kann keine ethischen Überlegungen anstellen, keinen Kontext verstehen, keine Nuancen erfassen. Aber du kannst – und musst – das tun.

📦 Praxisbox: 4 Fragen, bevor du KI-Output nutzt

  1. Woher könnten die Daten stammen?
  2. Welche Annahmen stecken im Text?
  3. Was würde ein kritischer Kollege dazu sagen?
  4. Wäre ich bereit, diese Aussage zu unterschreiben?

5. Fazit: KI täuscht dich. Aber du kannst lernen, damit umzugehen.

Du musst keine Angst vor KI haben. Aber du brauchst Klarheit über ihre Grenzen. Sprachmodelle wie ChatGPT wirken beeindruckend – weil du beeindruckt sein willst. Sie spiegeln dein Weltverständnis, aber sie erweitern es nicht von sich aus.

Wenn du begreifst, dass der kluge Text nicht gleichbedeutend mit klugem Denken ist, kannst du KI sicher und effektiv nutzen. Nicht als Berater, sondern als Werkzeug. Nicht als Partner, sondern als Produkt. Und das ist auch gut so – solange du die Kontrolle behältst.

Weiterführende Informationen

👉 Nächster Artikel (erscheint in 2 Tagen):
"Was KI fehlt, um wirklich zu denken: 10 ungelöste Probleme der KI-Forschung"

💡 Lesetipp intern:
Smarter Arbeiten mit ChatGPT
KI im Unternehmen richtig einsetzen

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Written By Bernd Wiest

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