Die Hattie-Studie zeigt beste Lehrmethoden: Bereiche und Einflussfaktoren auf den Lernerfolg
Ein typische Frage, über die ich immer wieder stolpere, ist die Frage: Welche Lehr und Lernmethoden gibt es? Vor allem die Frage nach den besten Lehrmethoden wird meist theoretisch und philosophisch geführt und ist selten von echten Daten gestützt. Es wird auch hier Zeit, dass Fakten und Zahlen und tatsächliche Ergebnisse genutzt werden, um festzustellen, was den Lernerfolg erhöht und welche Lehrmethoden deshalb sinnvoll sind. Diese Frage versucht John Hattie mit seiner Studie zu den wichtigsten Einflussfaktoren auf den Lernerfolg zu klären. Er untersuchte insgesamt 6 Hauptbereiche und in diesen Bereichen dann die einzelnen Faktoren. Folgende sechs Hauptbereiche mit den Faktoren, die zum Lernerfolg beitragen hat er gefunden.:
Der Schüler (Effektstärken bis 1.44): Faktoren wie Vorwissen, Selbstregulation, Motivation und kognitive Strategien sind entscheidend. Praktisch bedeutet das, dass Schüler, die lernen, sich selbst zu regulieren und ihre Lernprozesse bewusst zu steuern, bessere Ergebnisse erzielen.
Das Zuhause (Effektstärken bis 0.52): Ein unterstützendes familiäres Umfeld, in dem Eltern aktiv am Lernprozess beteiligt sind, kann die Lernergebnisse verbessern. Ein Beispiel dafür ist die elterliche Unterstützung bei Hausaufgaben oder das Schaffen einer ruhigen Lernumgebung.
Die Schule (Effektstärken bis 0.48): Schulinterne Faktoren wie die Größe der Schule oder spezielle Förderprogramme für begabte Schüler beeinflussen das Lernen. Eine kleine Schule mit gezielten Förderprogrammen kann zum Beispiel bessere individuelle Unterstützung bieten.
Der Lehrplan (Effektstärken bis 0.58): Inhalte und die Struktur des Lehrplans, einschließlich der Nutzung von Kunst- und Naturwissenschaftsprogrammen, haben einen Einfluss auf den Lernerfolg. Ein differenzierter Lehrplan, der verschiedene Lernstile und Interessen anspricht, kann das Lernen fördern.
Der Lehrer (Effektstärken bis 0.75): Die Beziehung zwischen Lehrer und Schüler, Lehrerkompetenzen und klare Erwartungshaltungen sind stark einflussreiche Faktoren. Ein engagierter Lehrer, der klare Lernziele setzt und regelmäßig Feedback gibt, kann den Lernprozess erheblich verbessern.
Lehr- und Lernansätze (Effektstärken bis 0.90): Methoden wie direkte Instruktion, Feedback, kooperatives Lernen und formative Bewertungen zeigen hohe Effektstärken. Praktische Beispiele umfassen die Anwendung von Feedback-Schleifen, Peer-Tutoring und interaktiven Diskussionen, um die Schüler aktiv am Lernprozess zu beteiligen.
Das Klassenzimmer (Effektstärken bis 0.53): Die physische und soziale Umgebung des Klassenzimmers, wie z. B. die Klassenzusammensetzung und das Verhalten der Mitschüler, spielt ebenfalls eine Rolle. Positive Peer-Interaktionen und ein kohärentes Klassenmanagement fördern das Lernen.
Wie man sieht, sind damit die 3 wichtigsten Bereiche und Einflussgrößen – wie erwartet – Die Lernenden selbst, die Lehr-/Lernmethoden und die Lehrenden.
Lernorte und Lernkontext wie Familie, Unternehmen etc. spielen jedoch ebenfalls eine Rolle. Andere Studien zeigen hier, dass lernförderliche Umgebungen und vor allem Menschen, die Lernen unterstützen extrem hilfreich sind. Sie sind jedoch nicht direkt steuerbar, weshalb wir uns auf die ersten 3 beschränken.
Die Ergebnisse der Hattie-Studie: Was wirklich zum Lernerfolg beiträgt
In der heutigen digitalen Lernwelt suchen viele Trainer, Coaches und Berater nach Wegen, um ihre Lerninhalte effektiver zu gestalten. Die Hattie-Studie, eine der umfassendsten Untersuchungen zu Einflussfaktoren auf den Lernerfolg, liefert entscheidende Hinweise darauf, welche Methoden wirklich funktionieren. Sie analysiert zahlreiche Faktoren und stellt sie in einer Rangliste dar, basierend auf ihrer Effektstärke – ein Maß dafür, wie stark eine Methode das Lernen beeinflusst.
Die wichtigsten Einflussfaktoren laut Hattie-Studie
John Hattie hat über 800 Metaanalysen mit mehr als 80 Millionen Schülern weltweit untersucht, um die effektivsten Lernmethoden zu identifizieren. Die bedeutendsten Einflussfaktoren, die laut Hattie zum Lernerfolg beitragen, sind:
- Feedback (Effektstärke 0.73) – Klare und präzise Rückmeldungen zu Leistungen steigern die Lernergebnisse erheblich.
- Selbstberichtete Note (Effektstärke 1.44) – Lernende, die ihre eigene Leistung einschätzen, neigen dazu, bessere Ergebnisse zu erzielen.
- Lehrer-Schüler-Beziehung (Effektstärke 0.72) – Positive Beziehungen zwischen Lehrern und Schülern fördern das Vertrauen und die Motivation.
- Metakognitive Strategien (Effektstärke 0.69) – Methoden, die Lernende lehren, wie sie selbst denken und lernen, haben einen großen Einfluss auf den Lernerfolg.
- Aktives Lernen (Effektstärke 0.60) – Lernmethoden, bei denen die Schüler aktiv in den Lernprozess eingebunden werden, führen zu besseren Ergebnissen.
Diese Ergebnisse geben uns klare Hinweise darauf, welche Bereiche besonders wichtig sind, um den Lernerfolg zu steigern. Aber wie lassen sich diese Erkenntnisse in die Praxis – speziell in Online-Kurse – umsetzen?
Die besten Lehrmethoden und deren Anwendung in Online-Kursen
Aktives Lernen: Einer der stärksten positiven Einflussfaktoren. Hierbei sind die Lernenden keine passiven Empfänger von Informationen, sondern aktiv in den Lernprozess eingebunden. In der Online-Welt bedeutet das, interaktive Elemente wie Diskussionsforen, Gruppenarbeiten und praxisnahe Aufgaben einzusetzen, um das Engagement zu fördern und den Lernprozess zu vertiefen.
Feedback und Reflexion: Feedback ist nicht nur entscheidend, um den Lernfortschritt zu erkennen, sondern auch, um Lernende zu motivieren und zu unterstützen. Online-Lernplattformen bieten viele Möglichkeiten, zeitnahes und zielgerichtetes Feedback zu geben – sei es durch automatische Quiz-Auswertungen, persönliche Kommentare oder interaktive Feedback-Sessions.
Differenzierung der Inhalte: Nicht jeder Lernende ist gleich. Differenzierung bedeutet, den Lernprozess an die unterschiedlichen Bedürfnisse und Lernstile der Teilnehmenden anzupassen. Dies kann durch verschiedene Materialien (wie Texte, Videos, Podcasts), durch personalisierte Aufgaben oder durch flexible Lernwege erreicht werden.
Einsatz von Technologie: Technologische Tools und Plattformen bieten eine Vielzahl von Möglichkeiten, um Lernen interaktiver und effektiver zu gestalten. Lernmanagementsysteme (LMS), Videokonferenz-Tools und interaktive Whiteboards sind nur einige Beispiele, wie Technologie den Lernprozess unterstützen kann.
Um die Ergebnisse der Hattie-Studie in die Erstellung von Online-Kursen zu integrieren, sollten Trainer und Coaches folgende Strategien berücksichtigen:
Aktives Lernen fördern: Integrieren Sie interaktive Elemente, wie z. B. Quizzes, Umfragen und Diskussionsforen, in Ihre Online-Kurse. Dies fördert die Teilnahme und ermöglicht es den Lernenden, das Gelernte sofort anzuwenden und zu reflektieren.
Gezieltes Feedback geben: Nutzen Sie die Möglichkeiten der Technologie, um zeitnahes und präzises Feedback zu bieten. Automatisierte Systeme können schnelle Rückmeldungen geben, während persönliche Kommentare spezifische Verbesserungsmöglichkeiten aufzeigen.
Inhalte differenzieren: Stellen Sie sicher, dass Ihre Lernmaterialien auf verschiedene Lerntypen zugeschnitten sind. Nutzen Sie eine Mischung aus visuellen, auditiven und kinästhetischen Materialien, um alle Lernenden anzusprechen.
Technologie sinnvoll einsetzen: Verwenden Sie geeignete Tools, um interaktive und multimediale Inhalte zu erstellen, die das Lernen unterstützen. Setzen Sie virtuelle Klassenzimmer ein, um ein Gefühl von Gemeinschaft zu fördern, und nutzen Sie Plattformen, die eine einfache Anpassung der Inhalte an unterschiedliche Lernstile ermöglichen.
Praktische Anwendung der Erkenntnisse in Online-Lernumgebungen
Um die Erkenntnisse der Hattie-Studie in Online-Kursen effektiv zu nutzen, sollten Trainer und Coaches folgende Schritte in Betracht ziehen:
Individualisierte Lernpfade anbieten: Durch differenzierte Inhalte und Lernpfade, die an die unterschiedlichen Vorkenntnisse und Bedürfnisse der Lernenden angepasst sind, können Sie individuelle Lernziele fördern.
Interaktive und multimediale Elemente nutzen: Verwenden Sie Quizzes, interaktive Videos und Diskussionsforen, um die Lernerfahrung zu bereichern und aktives Lernen zu unterstützen.
Regelmäßiges und spezifisches Feedback geben: Online-Plattformen bieten Möglichkeiten, zeitnahes und zielgerichtetes Feedback zu geben, z. B. durch automatisierte Systeme oder persönliche Rückmeldungen.
Förderung der Selbstregulation: Integrieren Sie Tools und Strategien, die den Lernenden helfen, ihre eigenen Fortschritte zu überwachen und selbstverantwortlich zu lernen.
Schaffen Sie ein unterstützendes Lernumfeld: Nutzen Sie digitale Tools wie Lernmanagementsysteme (LMS), um eine Gemeinschaft zu fördern und ein positives soziales Umfeld für alle Lernenden zu schaffen.
Fazit: Erfolgreiche Online-Kurse durch gezielte Methoden
Die Hattie-Studie liefert wertvolle Erkenntnisse darüber, welche Lehr- und Lernmethoden tatsächlich funktionieren. Trainer und Coaches sollten diese Erkenntnisse nutzen, um ihre Online-Kurse effektiver zu gestalten. Durch die Integration von aktivem Lernen, differenzierten Inhalten, gezieltem Feedback und moderner Technologie können Sie sicherstellen, dass Ihre Kurse nicht nur informativ, sondern auch motivierend und wirkungsvoll sind.
Mit diesen Methoden schaffen Sie eine dynamische Lernumgebung, die Ihre Teilnehmenden nicht nur anspricht, sondern auch deren Lernergebnisse erheblich verbessert.
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