Digitalisierung in Deutschland:
Deutschlands digitale Rückständigkeit

Deutschland, eine der stärksten Wirtschaftsnationen der Welt, steht in Sachen Digitalisierung schlecht da. Trotz aller Bemühungen zeigt der Digitalisierungsindex eine Stagnation seit 2021. Während Länder wie Dänemark und die Niederlande ihre digitale Infrastruktur massiv ausbauen, hinkt Deutschland weit hinterher. Die digitalen Infrastrukturen sind lückenhaft, und selbst in Unternehmen ist die Nutzung von digitalen Technologien und vor allem Künstlicher Intelligenz (KI) weit geringer als in anderen führenden Industrienationen​. Gefühlt haben wir inzwischen in jedem Land eine schnellere und stabilere Internet-Verbindung als zu Hause. Und in meinen Workations und Remotework Aufenthalten im europäischen Ausland war es für mich auch messbar: Zu Hause ist es langsamer und instabiler.

Aber nicht nur die Digitale Infrastruktur hinkt hinterher, auch die Nutzung der bereits vorhandenen Werkzeuge und Systeme kommt nur schleppend voran. Und wir reden hier nicht von der Umstellung der Unternehmen auf Industrie 4.0 sondern schlicht von den einfachen Möglichkeiten, am eigenen Arbeitsplatz moderne, digitale Tools zu nutzen. Dabei findet außerhalb unserer bequemen Komfortzone in Deutschland ein Wandel statt, wie es Ihn vermutlich seit der Dampfmaschine nicht mehr gegeben hat. Und ja: Auch Computer und Internet haben unsere Welt verändert – aber das was mit KI und Robotik und globaler Vernetzung jetzt möglich ist, übertrifft die Errungenschaften und den Wandel vom Handwerk in die Industrie, die nach der Dampfmaschine begonnen hat um vieles.

Dieser Wandel betrifft nicht nur unsere Wirtschaft und die Unternehmen, wie es bereits spürbar ist, sondern auch die tägliche Arbeit aller Menschen, die in den Unternehmen arbeiten. Viele Aufgaben werden von digitalen Werkzeugen schneller, nachhaltiger und Günstiger erledigt als von Menschen. Im Unterschied zu der Automatisierung in den 90ern wird es diesmal jedoch vor allem Fach- und Führungsaufgaben im Bereich Kommunikation und Koordination betreffen. Viele Jobs werden überflüssig.

Eine Bitkom-Studie warnt bereits seit Jahren vor den Folgen dieser Rückständigkeit. Millionen von Arbeitsplätzen könnten in den nächsten Jahren durch die Digitalisierung und den Einsatz von KI verloren gehen. Besonders betroffen sind Bürojobs wie Sachbearbeiter, einfache Verwaltungs- und Koordinationstätigkeiten und Bankangestellte, sowie auch Trainer, Coaches und Marketer, die durch KI-basierte Automatisierungen ersetzt werden​.

KI als Treiber der größten Jobumwälzung der Menschheitsgeschichte

Laut einer Accenture-Studie könnten 40 % aller Arbeitsstunden weltweit durch KI beeinflusst werden. Besonders betroffen sind Berufe, die auf Routineaufgaben und wiederholbare Tätigkeiten angewiesen sind. Bereits jetzt sehen wir, dass Aufgaben wie Dateneingabe, Kundenservice und selbst die Codierung durch große Sprachmodelle wie ChatGPT automatisiert werden​. Diese Entwicklung bedeutet massive Umwälzungen in Unternehmen: Stellen, die heute noch als sicher gelten, könnten morgen durch KI obsolet sein​.

In Deutschland haben 61 % der Bevölkerung Angst vor Jobverlusten durch KI. Und diese Angst ist berechtigt. Die Bitkom-Studie prognostiziert, dass bis 2023 3,4 Millionen Arbeitsplätze in Deutschland durch die digitale Revolution verloren gehen könnten. Besonders betroffen sind die Kommunikations- und Verwaltungsberufe. Die Digitalisierung droht, ganze Industrien zu transformieren – aber nicht immer zum Besseren, wenn wir nicht schnell handeln.

Die Chancen, die KI bietet: Wohlstand und Unabhängigkeit

Doch in dieser Krise liegt auch eine der größten Chancen der modernen Geschichte. KI bietet Möglichkeiten, die Arbeitswelt auf den Kopf zu stellen und den Wohlstand zu sichern – vorausgesetzt, Unternehmen und Arbeitnehmer reagieren frühzeitig. So betont die Continental AG, dass KI nicht nur Jobs vernichtet, sondern auch Millionen neuer Arbeitsplätze schafft. Allein der Bedarf an KI-Spezialisten könnte in den nächsten fünf Jahren um 40 % steigen. Die Nachfrage nach Datenanalysten, Maschinenlernexperten und Cybersecurity-Spezialisten steigt rapide​.

Unternehmen, die jetzt investieren, können nicht nur bestehende Arbeitsplätze sichern, sondern auch völlig neue Märkte erschließen. Viele Unternehmen haben bereits damit begonnen, Mitarbeiter umzuschulen, um den Anforderungen der KI-Ära gerecht zu werden. Accenture empfiehlt, Arbeitsplätze in „Aufgabengruppen“ zu zerlegen, um besser zu verstehen, wie KI Effizienz steigern kann, und wo Menschen weiter benötigt werden​.

Ein konkreter Umsetzungsplan für Unternehmen und Mitarbeiter

Um den Wandel erfolgreich zu meistern, müssen wir jetzt handeln. Hier sind einige erste Schritte, um die Digitalisierung und den Einsatz von KI effektiv zu nutzen:

1. Bewusstsein schaffen: Unternehmen müssen ihre Mitarbeiter frühzeitig über die Auswirkungen von KI informieren und Weiterbildungsmöglichkeiten anbieten.
2. Upskilling und Reskilling: Arbeitnehmer sollten sich auf neue Rollen vorbereiten, indem sie digitale Fähigkeiten erlernen und sich für Zukunftsberufe wie Datenanalyse und KI-Entwicklung qualifizieren​.
3. Integration von KI in den Arbeitsalltag: Unternehmen sollten KI schrittweise in ihre Prozesse integrieren, z. B. in der Verwaltung oder im Kundenservice, um die Effizienz zu steigern und Innovationen zu fördern.
4. Mitarbeiter fördern: Diejenigen, die sich aktiv weiterbilden, sollten gefördert werden, um eine Vorreiterrolle in der Digitalisierung einzunehmen.
5. Innovationsförderung: Investitionen in KI und digitale Infrastruktur müssen priorisiert werden. Unternehmen, die sich frühzeitig aufstellen, können völlig neue Geschäftsfelder erschließen.

Digitalisierung als Aufgabe von HR und Personalentwicklung

Für die Digitalisierung und den damit verbundenen Wandel haben HR und Personalentwicklung eine Vorreiterrolle. Sie begleiten nicht nur den Wandel sondern können durch die Digitalisierung der eigenen Prozesse und Arbeitsweisen als Vorreiter in Unternehmen das Thema voranbringen. Neue Arbeits- und Lernformen wie Remote Work und Digtiales Remote Lernen benötigen ein Umdenken bei Führungskräften: Remote Leadership und Digitale Wissensvermittlung sind einige der Themen, um die es geht. Aber auch die Nutzung von KI, neue und flexiblere Arbeitsverträge und der Digitale Wissenstransfer in Pre- On- und Offboarding-Prozessen, um das Wissen und die Erfahrung einzelner Personen im Unternehmen zu halten und als Organisations-Wissen zur Verfügung zu stellen.

Fazit: Die digitale Zukunft liegt in unseren Händen

Deutschland steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Die digitale Transformation wird nicht nur Arbeitsplätze kosten, sondern sie bietet auch riesige Chancen für Wohlstand und Innovation. Die Zeit zu handeln ist jetzt. Unternehmen und Mitarbeiter, die sich aktiv auf den Wandel vorbereiten, werden von den enormen Möglichkeiten der KI profitieren. Gemeinsam können wir eine Zukunft gestalten, die Freiheit, Unabhängigkeit und Wohlstand fördert – wenn wir die digitale Welle reiten, anstatt von ihr überrollt zu werden.

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Quellen

• Germans Fear Job Losses due to Artificial Intelligence
  URL: Continental AG
• More than two out of three employees in Europe fear job losses due to artificial intelligence
  URL: EY – Switzerland
• The jobs most likely to be lost and created because of AI
  URL: World Economic Forum
• AI Job Loss Predictions for 2024: Is Your Career at Risk?
  URL: Techopedia
• Digitalization to kill millions of German jobs?
  URL: DW – Deutsche Welle