Warum immer mehr Unternehmen auf KI setzen – und was das für die betriebliche Bildung bedeutet
Die digitale Transformation und KI in Unternehmen sind längst nicht mehr Zukunftsmusik. Sie ist real, allgegenwärtig – und sie verändert unsere Arbeitswelt grundlegend. Mittendrin: Künstliche Intelligenz (KI). Immer mehr Unternehmen erkennen das enorme Potenzial dieser Technologie. Laut einer aktuellen Bitkom-Studie beschäftigt sich erstmals über die Hälfte aller deutschen Unternehmen aktiv mit KI. Doch was bedeutet das konkret?
Warum setzen Unternehmen KI ein?
Unternehmen setzen Künstliche Intelligenz ein, um ihre Effizienz zu steigern, Kosten zu senken und wettbewerbsfähig zu bleiben. KI erlaubt es, Daten schneller auszuwerten, fundiertere Entscheidungen zu treffen und wiederholbare Prozesse zu automatisieren. In einem zunehmend volatilen Marktumfeld suchen Unternehmen nach Technologien, die sie agiler, flexibler und resilienter machen. KI ist dabei nicht nur Werkzeug – sondern Innovationsmotor.
Ein Beispiel: Ein mittelständisches Unternehmen im E-Commerce nutzt KI, um Kundenverhalten vorherzusagen und Lagerbestände entsprechend anzupassen. Dadurch werden Lieferzeiten verkürzt und Überbestände vermieden. In einem anderen Fall unterstützt eine KI bei der Qualitätssicherung in der Fertigung, indem sie Abweichungen in Produktionsmustern in Echtzeit erkennt. Solche Einsätze zeigen: Der Nutzen von KI ist konkret messbar – in Form von Zeitersparnis, Qualitätsverbesserung und besseren Kundenerlebnissen.
Gleichzeitig wächst der Druck: Laut Bitkom geben über 50 % der Unternehmen an, dass sie KI einsetzen oder sich konkret damit beschäftigen – wer heute nicht mitzieht, läuft Gefahr, technologisch und strukturell den Anschluss zu verlieren.
Was bedeutet das für uns in der betrieblichen Bildung und Weiterbildung?
KI im Unternehmen: Prozesse, Produkte, Potenziale
Wo wird Künstliche Intelligenz in Unternehmen eingesetzt?
Künstliche Intelligenz kommt heute in nahezu allen Unternehmensbereichen zum Einsatz. In der Produktion hilft KI bei der vorausschauenden Wartung (Predictive Maintenance) und Prozessoptimierung. In der Logistik analysieren KI-Systeme Lieferketten, identifizieren Engpässe und schlagen Alternativen vor. Im Marketing ermöglichen sie eine gezielte, personalisierte Kundenansprache und automatische Content-Erstellung. Im Vertrieb helfen KI-gestützte CRM-Systeme dabei, Leads zu bewerten und Kundenbedürfnisse besser zu verstehen. Im Kundenservice übernehmen Chatbots einfache Anfragen, während komplexere Anliegen vorqualifiziert werden. Auch in der Personalabteilung spielt KI eine Rolle – z. B. bei der Analyse von Bewerbungen oder bei der Planung von Weiterbildungsbedarfen. Die Unternehmenspraxis zeigt: KI ist kein Randphänomen – sie wird zum strategischen Werkzeug über alle Ebenen hinweg.
Künstliche Intelligenz kann helfen, Prozesse zu automatisieren, Entscheidungen datenbasiert zu treffen und individuelle Kundenerlebnisse zu schaffen. Ob in der Produktion durch Predictive Maintenance, im Kundenservice durch Chatbots oder im Marketing durch personalisierte Empfehlungen – die Möglichkeiten sind vielfältig. Unternehmen, die heute auf KI setzen, sichern sich nicht nur Effizienzgewinne – sie verschaffen sich einen strategischen Vorsprung.
Doch die Integration ist kein Selbstläufer. Es braucht Know-how, Akzeptanz und ethische Klarheit. Genau hier kommt die berufliche Bildung ins Spiel.
Welche Risiken gibt es beim Einsatz von KI in Unternehmen?
Trotz aller Potenziale bringt der Einsatz von KI auch Risiken mit sich – sowohl auf technologischer als auch auf menschlicher Ebene. Unternehmen müssen sich diesen Herausforderungen bewusst stellen und aktiv gegensteuern.
Fehlende Transparenz: Viele KI-Systeme funktionieren wie eine Black Box – Entscheidungen sind nicht nachvollziehbar. Das kann Misstrauen bei Mitarbeitenden und Kunden erzeugen.
Verzerrte Ergebnisse durch Datenbias: Wenn die Trainingsdaten verzerrt sind, kann auch die KI diskriminierende oder fehlerhafte Entscheidungen treffen – etwa in der Personalauswahl oder bei Risikobewertungen.
Datenschutzverletzungen: Der Umgang mit sensiblen Daten erfordert höchste Sorgfalt. Ohne klare Richtlinien und technische Sicherungen können KI-Systeme gegen Datenschutzvorgaben verstoßen.
Kompetenzlücken: Wenn Mitarbeitende KI-Systeme bedienen, aber deren Logik nicht verstehen, entstehen falsche Abhängigkeiten und operative Risiken.
Angst und Widerstand: Die Angst vor Arbeitsplatzverlust oder Überwachung kann Akzeptanz bremsen – und damit den Erfolg von KI-Projekten gefährden.
Diese Risiken zeigen: Der Erfolg von KI hängt nicht nur von der Technologie ab – sondern davon, wie wir sie einführen, erklären und begleiten. Hier liegt eine zentrale Aufgabe der betrieblichen Bildung.
Berufspädagogische Aufgabe: Menschen durch den Wandel begleiten
Mit dem Aufkommen von KI-Technologien verschiebt sich auch die Rolle der betrieblichen Bildung. Weiterbildung wird zur strategischen Schaltzentrale. Warum?
- KI-Kompetenz wird Pflicht: Laut DGB sind Arbeitgeber mit dem Inkrafttreten der EU-KI-Verordnung verpflichtet, ihre Mitarbeitenden für den Umgang mit KI zu schulen. Das heißt: Weiterbildung ist nicht nur "nice to have", sondern gesetzlich geboten.
- Unsicherheit abbauen: Viele Mitarbeitende fühlen sich verunsichert. Sie wissen nicht, was KI genau ist, wie sie funktioniert oder ob ihr Job betroffen ist. Hier braucht es Bildungsangebote, die aufklären, beruhigen und begeistern.
- Selbstwirksamkeit fördern: Menschen wollen den Wandel nicht nur überleben – sie wollen ihn mitgestalten. Gute Weiterbildung zeigt nicht nur, wie KI funktioniert, sondern auch, wo und warum sie sinnvoll ist.
Praxisnahe Weiterbildung: Vom Wissen zur Handlung
Die Herausforderung für die betriebliche Bildung lautet: Wie vermittle ich KI so, dass Menschen etwas damit anfangen können?
Diese Überschrift bringt es auf den Punkt: Es geht nicht nur um Technik, sondern um Verstehen, Verarbeiten, Anwenden. Wer berufstätige Menschen mit KI in Kontakt bringt, muss mehr leisten als Tool-Schulungen. Es geht darum, Orientierung zu geben, Potenziale sichtbar zu machen und Selbstvertrauen im Umgang mit einer sich wandelnden Arbeitswelt zu fördern.
Das Ziel: Menschen sollen KI nicht als Bedrohung erleben, sondern als Werkzeug begreifen, das ihre Arbeitsweise verbessert, erweitert und entlastet. In unseren Gesprächen etwa zeigte sich, wie wichtig einfache Einstiege sind: Teilnehmende, die mit ChatGPT erste Texte entwarfen, erlebten einen echten Aha-Moment. Andere erkannten im Zusammenspiel mit Make.com und Outlook plötzlich, wie sie ihre Tagesplanung automatisieren konnten – eine konkrete Erleichterung im Alltag. Genau solche Beispiele sind der Schlüssel: Sie schaffen Verbindung zwischen Technik und individueller Lebenswirklichkeit.
Die Frage ist also nicht nur, wie wir vermitteln, sondern was wir ermöglichen wollen: Teilhabe, Handlungskompetenz, kritisches Denken – und das Vertrauen, sich in dieser neuen Welt sicher zu bewegen.
Didaktische Ansätze:
- Spielerischer Einstieg: Erste "Aha-Erlebnisse" mit Tools wie ChatGPT oder Copilot wecken Neugier statt Angst.
- Alltagsnahe Beispiele: KI, die automatisch E-Mails zusammenfasst oder Texte formuliert, macht abstrakte Technik greifbar.
- Reflexion statt Belehrung: Was kann die KI besser? Was bleibt menschlich? Was verunsichert? Diese Fragen öffnen Diskussionsräume.
- Teamlernen: Gruppensettings und Peer-Learning fördern Austausch, Kreativität und Motivation.
Ich selbst setze in meinen Kursen konsequent auf handlungsorientierte Didaktik: Zu Beginn sammle ich mit den Teilnehmenden deren eigene Arbeitsprobleme oder Aufgaben, die sie mit KI lösen möchten. NAch einer kurzen Intro mit ein paar Grundlagenthemen zum richtigen Verständnis von KI gibt es die ersten Aha-Momente mit KI Systemen. Danach lernen Sie verschiedene Herausforderungen mit den richtigen Prompts zu meistern und erhalten einen Überblick über die wichtigsten Tool-Arten. Dies folgt dem Prinzip: erleben, reflektieren, anwenden. Dieses methodische Vorgehen – bekannt aus meinen Formaten wie „Smarter Arbeiten mit KI“ oder „Next Level HR“ – schafft genau die Brücke zwischen Technik und echter Veränderung im Arbeitsalltag.
Erfolgsfaktoren für die Integration von KI in die betriebliche Bildung
Die Integration von Künstlicher Intelligenz ist kein Add-on, sondern eine zentrale Voraussetzung für die Zukunftsfähigkeit von Organisationen. Sie betrifft nicht nur Technologieabteilungen oder das Top-Management, sondern jede Abteilung, jedes Team, jede einzelne Fachkraft. Damit dieser Wandel gelingt, braucht es pädagogisch fundierte Konzepte, die Menschen dort abholen, wo sie stehen. Die Erfolgsfaktoren für die Integration von KI in die betriebliche Bildung zeigen auf, wie Lernen gelingen kann, wenn es systematisch, menschlich und strategisch gedacht wird.
Verantwortung verankern: Ethik, Datenschutz und Fairness dürfen keine Randthemen sein. Gute Bildung thematisiert diese Aspekte aktiv und bietet Raum für kritische Auseinandersetzung. Dabei sollten Lernende befähigt werden, KI-Systeme nicht nur zu bedienen, sondern auch deren gesellschaftliche Wirkung zu reflektieren.
- Formate flexibilisieren: Blended Learning, Microlearning und On-Demand-Angebote ermöglichen zeitgemäße Lernpfade. Darüber hinaus können Lernplattformen mit KI-gestütztem Feedback und adaptiven Lernpfaden individuell auf das Vorwissen und den Lernfortschritt der Teilnehmenden reagieren. So wird Lernen effizienter und persönlicher.
- Lernkultur neu denken: Es reicht nicht, Schulungen anzubieten. Es braucht eine Kultur, die Lernen als ständigen Prozess versteht. Dazu gehört auch, Fehler als Lernchancen zu begreifen, kollaboratives Lernen zu fördern und Zeit sowie Anerkennung für Weiterbildung im Arbeitsalltag zu verankern. Führungskräfte sollten dabei eine Vorbildrolle einnehmen und selbst Lernende bleiben.
- Mentoring und interne Multiplikatoren etablieren: Der Aufbau interner Lern-Communities, Peer-Learning-Gruppen oder Tandems aus KI-affinen Mitarbeitenden und Newcomern kann den Wissenstransfer verstärken und Ängste abbauen.
- KI-Kompetenzen als Teil beruflicher Identität begreifen: Wer mit KI arbeitet, verändert seine Rolle. Weiterbildung sollte daher nicht nur technisches Wissen vermitteln, sondern auch Identitätsarbeit ermöglichen. Was heißt es, wenn eine Maschine mitdenkt? Was bleibt mein Beitrag als Mensch? Solche Fragen gehören in die Lernprozesse.
Beispiele aus der Praxis
- Ein Maschinenbauunternehmen entwickelt interne Lerneinheiten zur Nutzung von KI in der Instandhaltung.
- Ein KMU lässt seine Marketingabteilung mit ChatGPT und Midjourney experimentieren und dokumentiert Lerneffekte.
- Ein HR-Team nutzt Make.com, um Bewerberdaten automatisch aufzubereiten – und bindet diese Lösung in ein internes Training ein.
Solche Formate zeigen: KI-Weiterbildung muss konkret, relevant und direkt erlebbar sein.
Fazit: Bildung für eine Arbeitswelt mit KI
Künstliche Intelligenz verändert nicht nur Aufgaben und Abläufe – sie verändert die Haltung zur Arbeit. Als Weiterbildner:innen stehen wir vor der Aufgabe, nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern Vertrauen in die eigene Zukunftsfähigkeit zu stärken.
Denn: Wer sich in der Welt der KI zurechtfindet, kann nicht nur mitreden, sondern mitgestalten. Und genau das ist unsere pädagogische Verantwortung.
Weiterführende Infos
- Bitkom e.V. (2024). Mehr als die Hälfte der Unternehmen beschäftigt sich mit KI. Abgerufen am 28. März 2025 von
https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Mehrheit-Unternehmen-KI - Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB). (2025). Weiterbildung zu KI-Kompetenz am Arbeitsplatz ab sofort Pflicht. Abgerufen am 28. März 2025 von
https://www.dgb.de/aktuelles/news/weiterbildung-ki-kompetenz-am-arbeitsplatz-ab-sofort-pflicht - Europäisches Parlament. (2020). Künstliche Intelligenz: Chancen und Risiken. Abgerufen am 28. März 2025 von
https://www.europarl.europa.eu/topics/de/article/20200918STO87404/kunstliche-intelligenz-chancen-und-risiken - Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). (2023). KI in der Schule. Abgerufen am 28. März 2025 von
https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/kuenstliche-intelligenz-2023/541500/ki-in-der-schule - KI-Campus. (2023). Künstliche Intelligenz in der Bildung – Zukunftsszenarien & Handlungsfelder. Abgerufen am 28. März 2025 von
https://ki-campus.org/sites/default/files/2023-04/2023-03_Diskussionspapier_KI_Bildung_Zukunftsszenarien_Handlungsfelder_KI-Campus.pdf - Heise Business Services. (2024). KI in der Praxis – Anwendungsbeispiele aus dem echten Leben. Abgerufen am 28. März 2025 von
https://business-services.heise.de/specials/moderne-it-infrastruktur/home/beitrag/ki-in-der-praxis-anwendungsbeispiele-aus-dem-echten-leben-3878 - Zweitag GmbH. (2024). KI-Anwendungen – Reale Einsatzszenarien in Unternehmen. Abgerufen am 28. März 2025 von
https://www.zweitag.de/generative-ki/ki-anwendungen - Soxes AG. (2024). Künstliche Intelligenz – Beispiele für den Einsatz in der Praxis. Abgerufen am 28. März 2025 von
https://soxes.ch/kuenstliche-intelligenz-beispiele - TÜV-Verband e.V. (2024). Nur jedes achte Unternehmen bietet Fortbildungen zu KI. Abgerufen am 28. März 2025 von
https://www.tuev-verband.de/pressemitteilungen/nur-jedes-achte-unternehmen-bietet-fortbildungen-zu-kuenstlicher-intelligenz - Knaus, T. (2023). Künstliche Intelligenz und Pädagogik – ein Plädoyer für eine Perspektiverweiterung. Abgerufen am 28. März 2025 von
https://www.medienpaed-ludwigsburg.de/article/view/539 - Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus. (2023). Handlungsleitfaden: KI in der pädagogischen Praxis. Abgerufen am 28. März 2025 von
https://www.km.bayern.de/download/4-24-12/Handlungsleitfaden-KI-in-der-p%C3%A4dagogischen-Praxis.pdf
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